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SPD-Fraktion
Dreieich – 07.12.2010
Rede des Fraktionsvorsitzenden Rainer
Jakobi
zum Wirtschaftsplanentwurf 2011
(Es gilt das gesprochene Wort)
Der Haushaltsplan ist der letzte, den wir in einer ereignisreichen
Wahlperiode zu beraten haben. Ich will deshalb zu Beginn
in der grundsätzlichen Aussprache in Erinnerung
bringen, dass sich in dieser Wahlperiode eine Menge
getan hat und dass die Wahlperiode für viele lehrreich
war.
Am Beginn der Periode hatten wir noch drei Hauptamtliche.
Die hießen Olschewsky, Müller und Zimmer.
Zur Erinnerung: Das war auch die Zeit, als die CDU –
also die politische Kraft, die die Schulden auf eine
astronomische Höhe getrieben hat – noch mit
dem Vorschlag hausieren ging, man solle die städtischen
Einrichtungen wie Abwasseranlagen, Kanal, Straßenbeleuchtung
und ähnliches für viele Millionen Euro an
eine private Holding verkaufen und damit Geld für
den Haushalt schöpfen. Das sei besser als die kleinmütige
Debatte ums Sparen. Heute weiß jeder, dass das
schlicht absurd war. Nur am Rande: Für die entsprechenden
Untersuchungen sind ganz erhebliche Gelder aufgewendet
worden. Und es war die Zeit, als die CDU, die mit ihren
Visionen die Stadt an den Rand des Ruins gebracht hat
und den Haushaltsplanentwurf des Kämmerers Dieter
Zimmer als phantasielos und visionslos geißelte.
Man hat dann in den letzten Haushaltsplan vor der Wahl
noch das eine oder andere Wahlgeschenk hineingeschrieben
und Vorschläge des Kämmerers zur Grundsteuererhöhung
abgelehnt, eine weitere Senkung der Kitagebühren
beschlossen und so den Schuldenstand der Stadt weiter
erhöht.
Wenn Claus Thonabauer heute davon spricht, dass die
CDU schon immer erkannt hat, dass man sparen müsse,
drängt sich die Frage auf: Warum hat die CDU jahrelang
so konsequent gegen diese Erkenntnis gehandelt?
Zu Beginn der Wahlperiode stand ein Wahlergebnis, das
trotz massiver CDU-Verluste zu einer sehr knappen Mehrheit
von CDU, FWG und FDP führte, von der dann auch
Gebrauch gemacht worden ist.
Ich hatte seinerzeit angesichts der Probleme, die die
Stadt hatte, vorgeschlagen, über alle Parteigrenzen
hinweg einen gemeinsamen Konsens zu suchen. Dies wurde
von der CDU mit Häme kommentiert. Man wollte klare
Mehrheiten und klare Kante im Hinblick auf den bevorstehenden
Bürgermeisterwahlkampf. Ich denke, wir konnten
lernen, dass dies nicht zielführend war.
Das Bündnis hatte damals – neben dem Ziel
der CDU, Frau Mühl zur Bürgermeisterin zu
machen – im Wesentlichen den gemeinsamen Fixpunkt
Südumgehung Buchschlag/Sprendlingen.
Deshalb muss man am Ende der Wahlperiode auch noch einmal
an das Trauerspiel erinnern dürfen, als man im
Zuge einer Debatte um eine Sondersitzung wegen des Bürgerbegehrens
Südumgehung zunächst den Termin einer Sondersitzung
gemeinsam beschlossen hat, dann eigenmächtig einen
andern Termin festsetzte und den dann auch noch boykottierte.
Ich denke man hat gelernt, dass ein solches Verhalten
nicht nur jeder moralischen Legitimität entbehrt,
sondern auch niemandem nutzt. Vor allem hat man sich
damit auch selbst nicht genutzt.
Die Sondersitzung zum Bürgerbegehren konnte durch
diese Trickserei verhindert werden. Die Südumgehung
ist aber mittlerweile ebenso Stadtgeschichte wie die
Koalition und Andrea Mühl.
Es gab einen Bürgermeisterwahlkampf, bei dem die
CDU auch eine Menge lernen konnte. Sie hat ganz üble
Attacken gegen den Kandidaten Dieter Zimmer gefahren.
Ich will diese Attacken hier nicht wiederholen, aber
ich will als jemand, der sich seit knapp 30 Jahren in
der Kommunalpolitik engagiert, schon fragen, was gemeint
ist, wenn da formuliert wird: „Der SPD ist die
Stadt egal, ihr geht es nur um die Macht“. Was
will man da eigentlich bezwecken, außer dem Umstand,
unmissverständlich klar zu machen, dass man jedwede
Zusammenarbeit mit der SPD ablehnt? Was ich damit sagen
will ist: Es waren nicht nur Einzelattacken gegen Dieter
Zimmer, es war eine gezielte Schlammschlacht.
Das Ergebnis war der in allen Zeitungen so bezeichnete
Erdrutschsieg von Dieter Zimmer, der in erster Linie
auf seine Beliebtheit, Gradlinigkeit, Ehrlichkeit und
Sachlichkeit zurückzuführen war, den die CDU
mit ihren Kampfattacken aber geradezu noch gepuscht
hat. Wie gesagt, diese Bürgermeisterwahl müsste
ebenfalls sehr lehrreich für die CDU gewesen sein.
Ich dachte auch damals, dass die Koalition langsam zu
Ende gehen würde, denn es macht wenig Sinn, gegen
den Bürgermeister koalieren zu wollen. Es gab aber
dennoch zunächst eine Fortsetzung mit dem Versuch
der CDU, den mit grandiosem Ergebnis gewählten
Bürgermeister Dieter Zimmer zu behindern und einzumauern.
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang noch die
Wahl des Wirtschaftsbeirates. Man hatte die Idee, mit
einem eigens hierfür ausgedachten Wahlverfahren
gegen die Bestimmungen der Hessischen Gemeindeordnung
die knappe Hälfte der Stadtverordneten bei der
Wahl auszugrenzen. Auch da hat man sich zunächst
durchgesetzt, ein weiterer Sieg, der sich als Pyrrhussieg
darstellen sollte.
Kurz nachdem sich der Wirtschaftsbeirat wegen Differenzen
mit der CDU öffentlichkeitswirksam selbst aufgelöst
hatte, man also auch mit dieser Taktik grandios gescheitert
war, haben die kleinen Koalitionspartner FWG und FDP
dem Trauerspiel endlich eine Ende gesetzt und die Koalition
2008 aufgelöst.
Mein Eindruck ist: Seitdem läuft es vernünftig.
Man kann auch ohne Koalition vernünftige Mehrheiten
organisieren. Die Arbeit ist wesentlich sachlicher geworden.
Unsachlichkeit birgt nämlich in viel größerem
Umfang die Gefahr, dass man scheitert und alleine steht
wie ein Kind, das in der Ecke steht, mit Dreck wirft
und jammert: „Niemand spielt mit mir.“ Auch
das sollten langsam alle gelernt haben. Unbequeme Entscheidungen
werden ebenfalls getroffen, obwohl (oder vielleicht
auch gerade weil) es keine festen Mehrheiten gibt. Das
klappt deshalb, weil es genügend Fraktionen gibt,
die bereit sind – auch ohne in einer sicheren
Mehrheit und immer bei den Siegern zu sein – Verantwortung
zu übernehmen.
Ich denke, dass FWG und FDP aufgrund ihrer Erfahrungen
in dieser Wahlperiode gelernt haben dürften, dass
es besser ist, selbstbewusst aufzutreten und sich auf
die eigene Argumentationskraft zu besinnen. Man erreicht
im Zweifel mehr, ist freier und wird in der Bevölkerung
auch authentischer wahrgenommen, als wenn man immer
irgendwelche koalitionstaktische Spielereien mit verkaufen
muss. Gerade die FWG hat auf diesem Weg sicher wesentlich
mehr durchgesetzt als vorher in der Koalition.
Nur die CDU kommt mit ihrer Rolle noch nicht klar und
befindet sich seit dem Ende der Koalition auf einem
Selbstfindungstrip. Mal klappt eine sachliche Zusammenarbeit
und dann, wenn man denkt, die Zeit der üblen Attacken
ist vorbei, hauen sie wieder drauf, schaden damit dem
Ansehen der Stadt, blamieren und schaden sich in erster
Linie aber selbst.
Einer der letzten Ausraster war die Angelegenheit Andrea
Mühl: der Maulkorberlass innerhalb der Verwaltung
von Dreieich. Mitarbeiter des Fachbereiches Bau durften
sich nicht mehr mit Mitarbeitern anderer Fachbereiche
unterhalten, wenn Frau Mühl es nicht genehmigt
hatte. Und das alles wurde begleitet von Hasstiraden
der CDU unter Federführung von Thonabauer und Hermanns
gegen Bürgermeister und SPD.
Ich will aus den Hasstiraden auch nur zwei Zitate bringen.
Das erste betrifft mich: „Jakobi zielt in seinem
ganzen Gebaren darauf ab, den Menschen Andrea Mühl
fertig zu machen“ Das zweite lautet: „Dies
zeigt die ganze Verlogenheit der SPD und des Bürgermeisters.“
Dies hat dazu geführt, dass ich von CDU-Mitgliedern
angerufen worden bin, die sich geschämt und distanziert
haben. Um keine Missverständnisse aufkommen zu
lassen: Es handelte sich nicht um Stadtverordnete –
davon hat die CDU ja auch in den letzten Jahren als
Ergebnis ihrer Strategie eine ganze Reihe verloren –
sondern um einfache Mitglieder und Sympathisanten ihrer
Partei. Wie der Krampf ausgegangen ist, ist bekannt.
Andrea Mühl ist abgewählt und die CDU jetzt
ohne hauptamtliches Magistratsmitglied.
Positives Fazit: Meine Damen und Herren von der CDU,
Sie sind in den vergangen fünf Jahren (Bürgermeisterwahl,
Bürgermeisterisolierung, Instrumentalisierung des
Wirtschaftbeirats, Koalition, Südumgehung) immer
dann auf die Nase gefallen, wenn sie sich benommen haben
wie die Axt im Walde. Das ist gut so. Und da sie sich
oft so benommen haben, standen sie vor eineinhalb Jahren
vor einem Scherbenhaufen – ohne hauptamtliches
Magistratsmitglied. Ich habe damals gesagt, der Nachfolger
von Andrea Mühl wird auf jeden Fall nicht aus den
Reihen der CDU kommen. Mit dieser Aussage, mit der ich
nur ausdrücken wollte, dass ich eine Mehrheit eines
CDU-Kandidaten für ausgeschlossen gehalten habe,
bin ich von Hartmut Honka kritisiert worden. Ich verstehe
das auch, behaupte aber, dass dem intelligenten Teil
der CDU, und dazu gehören Sie, Herr Honka, letztlich
klar war, dass ich recht habe.
Sie haben dann zunächst ihr Engagement darauf gelegt,
zu verhindern, dass eine andere politische Kraft den
Posten besetzt, aber Sie haben sich in dieser Situation,
in die Sie sich selbst gebracht haben, dann mit einer
erstaunlichen Sachlichkeit und mit großem Engagement
positiv in die Entscheidungsfindung um die Nachfolge
von Andrea Mühl eingebracht.
Ich will ausdrücklich betonen, dass das schwierige
und langwierige Auswahlverfahren voriges Jahr geprägt
war – ich muss nicht in die Einzelheiten gehen
– von einer außergewöhnlichen Sachlichkeit
und Offenheit auch vor dem Hintergrund, dass schon sehr
früh klar war, dass es mehr als einen Kandidaten
geben würde.
Die FWG war festgelegt, hat dies auch früh offen
mitgeteilt, das Verfahren aber trotzdem auch konstruktiv
gefördert. Das war nichts Neues. Das wirklich Neue
war: Die CDU hatte bei der Entscheidungsfindung die
Effizienz und Sachlichkeit nicht behindert, sondern
einen maßgeblichen Beitrag dazu geleistet. Das
will ich ausdrücklich konstatieren. Sie können
sich also auch anders benehmen.
Das Ergebnis ist bekannt. Die Wahl des von Ihnen unterstützten
unparteilichen Kandidaten Martin Burlon zum Ersten Stadtrat
war im übrigen bis zu diesem Zeitpunkt die einzige
relevante kontroverse Abstimmung in dieser Wahlperiode,
die Sie wirklich gewonnen haben. Alle anderen Siege
waren Pyrrhussiege. Haben Sie sich das mal klar gemacht?
Die allgemeine Anerkennung, die Herr Burlon bis jetzt
genießt, hat er sich sicher in erster Linie mit
seiner unparteilichen, sachlichen und offenen Art selbst
verdient. Die Tatsache, dass er der Sieger eines sehr
ernsthaften und mit großer Sachlichkeit durchgeführten
Auswahlverfahrens und nicht das Ergebnis einer Schlammschlacht
war, hat dies jedoch mit Sicherheit begünstigt.
Daraus müssten Sie doch auch etwas gelernt haben.
Es ging dann wieder recht sachlich in der Arbeit weiter.
Wir haben gemeinsam gegen die kleineren Fraktionen das
Baugebiet Heckenborn getragen. Das war dann, wenn man
so will, die nächste Abstimmung, bei der Sie bei
den Siegern waren. Die Frage war, ob Sie jetzt auf der
Ebene der Zusammenarbeit angekommen sind.
Aber es geht mit Ihnen weiter wie in den letzten Jahren.
Sie müssen immer mal wieder draufschlagen. Wenn
Sie diejenigen, die die Verantwortung der CDU für
die Entwicklung der Schulden in der letzten Jahrzehnten
darstellen – das habe ich beispielsweise vor einem
Jahr dezidiert und mit Zahlen unterlegt getan –
mit den Worten bedenken: „Das sind die Lügen
derer, die von ihrer eigenen Unfähigkeit ablenken
wollen“.
Wenn Sie erklären, dass die Stadt seit 2003 keinen
fähigen Verwaltungschef mehr hat, wo ich mich frage:
Was war eigentlich 2003? Da haben die Herren Hermanns
und Olschewsky heftigen Krach miteinander gekriegt.
Egal, Sie zeigen mit den Tiraden, dass Sie in den letzten
Jahren zwar eine Menge hätten lernen können,
aber Sie haben es nicht getan. Sie behalten Ihren Stil
bei als die einzige Fraktion in diesem Parlament, die
ständig andere mit Dreck bewirft, die immer mal
wieder meint, mit vollkommen unqualifizierten Attacken
von sich reden zu machen. Und wenn Sie das vor dieser
Kommunalwahl deutlich machen, dann sage ich auch hier:
Das ist gut so. Damit machen Sie nämlich die bevorstehende
Kommunalwahl auch zur Abstimmung über den Stil,
der in dieser Stadtverordnetenversammlung herrschen
soll. Sie wollen nach wie vor diejenigen sein, die drauf
kloppen und glauben, mit Rundumschlägen punkten
zu können. Ich komme gleich noch einmal darauf
zurück.
Das diesem Haushaltsplanentwurf zugrundeliegende Zahlenwerk
hat der Bürgermeister in aller Ausführlichkeit
dargestellt. Ich brauche das nicht zu wiederholen. Jeder
konnte lesen, dass der Bürgermeister in diesem
Entwurf keine Geschenke in irgendeine Richtung macht,
weil schlicht das Geld dafür fehlt. Das unterscheidet
ihn von seinen Vorgängern. Jeder, der sich mit
Kommunalfinanzen beschäftigt, sieht, dass sich
der Haushalt hinsichtlich seiner Entwicklung einbettet
in die Entwicklung der kommunalen Haushalte in Deutschland.
Das ganze wird in dem Entwurf auf den Seiten 22 folgende
übersichtlich dargestellt.
Ich möchte an dieser Stelle ein Argument, dass
ich im letzten Jahr gebraucht habe, wiederholen: Wir
leben nicht auf einer Insel oder im Nirwana, sondern
mitten in Deutschland in einem Umfeld, von dem wir uns
nicht losgelöst betrachten können. In einer
Situation, in der Bund und Land aus eigener Not den
Kommunen zunehmend das Wasser abgraben. Andererseits
steigen die Aufgaben, die wir zu lösen haben.
Eine wesentlich andere Entwicklung als andere Kommunen
können wir nur dann einschlagen, wenn wir einen
sozialen und kulturellen Kahlschlag vornehmen würden.
Das will kein Mensch, jedenfalls hat es kein Mensch
beantragt.
In der Konsequenz bedeutet dies, dass auch keine Fraktion
durch ihre Anträge vorgeschlagen hat, den Plan
in einem nennenswerten Umfang zu verändern. Auch
umstrittene Projekte enthält das Werk – soweit
ich es sehen kann – ebenfalls nicht. Ich erspare
mir deshalb an dieser Stelle, Debatten zu Einzelanträgen
zu wiederholen. Die Einzelanträge sind je nach
Standpunkt mehr oder weniger gescheit. Kein Antrag schmeißt
den Haushalt wirklich um.
Wenn die CDU an dieser Stelle mangelnden Sparwillen
des Bürgermeisters kritisiert, dann muss ich doch
wieder an den Anfang kommen. Wir sind in die Wahlperiode
mit ganz erheblichen Schulden gestartet. Die im Vergleich
zu anderen Kommunen sehr hohe Verschuldung ist auf die
Ausgabepolitik der CDU-geführten Mehrheiten in
der zweiten Hälfte der 1990er Jahre zurückzuführen.
Ich habe das mehrfach ausführlich dargelegt. Hier
sind die Schulden massiv gestiegen und hier sind Ausgaben
getätigt worden, an deren Folgekosten wir heute
noch zu knabbern haben.
Ich habe das – wie gesagt – im letzten Jahr
ausführlich dargestellt. Ich will nicht, nur weil
ich in diesem Zusammenhang von der CDU als Lügner
bezeichnet worden bin – ich weiß nicht zum
wievielten Male seit der Debatte um den Ulmehof –
alles wiederholen. Ich weise nur noch mal daraufhin,
dass Sie es fertig gebracht haben, die Schulden dieser
Stadt von 80 Millionen DM im Jahre 1994 bis auf 110
Millionen DM im Jahr 2000 zu steigern. Und das, obwohl
man das Rathaus fremd finanziert hat und mit Grundstücksverkäufen
in dem Zusammenhang 5 Millionen DM eingenommen hat.
Man hätte also die Schulden eigentlich um 5 Millionen
DM reduzieren müssen, statt um 30 Millionen DM
zu steigern.
Da ist es schlicht Unfug, Herr Thonabauer, wenn Sie
die durchschnittliche jährliche Schuldensteigerung
von 1977 bis heute ausrechnen. Sie haben in einer Zeit,
in der andere Gemeinden in der Lage waren, Schulden
abzubauen und in der die Steuereinnahmen noch hoch waren,
trotz massiver Vermögensverkäufe massiv Schulden
gemacht.
Sie haben das Rathaus auf den ersten Blick zwar ohne
Schulden von einem Investor bauen lassen und deshalb
ist es in der desaströsen Bilanz gar nicht drin,
aber die Rechnung wird uns seit 2003 jedes Jahr mit
mehr als 1 Million Euro Belastung präsentiert.
Und das geht auf die laufenden Ausgaben und treibt die
Kassenkredite hoch. Außerdem treibt der Kapitaldienst
für die von Ihnen angehäuften Schulden die
Kassenkredite hoch.
Bereits ab 2003 konnten unter anderem deshalb die laufenden
Einnahmen nicht mehr bezahlt werden und wir hatten Kassenkredite
zu einem Zeitpunkt, als andere diese nur als Ermächtigung
auf dem Papier hatten. Das war noch im Jahre 2003, dem
Jahr, in dem Herr Thonabauer den letzten fähigen
Verwaltungschef ausgemacht hat. Ich könnte zur
Frage „fähiger Verwaltungschef“ was
sagen, aber ich erspare es mir. Das letzte, worauf ich
mich im Leben noch hinbegeben will, ist das Niveau von
Herrn Thonabauer.
Die Wirtschaftspläne zu Beginn der Amtszeit von
Dieter Zimmer als Kämmerer wurden von Ihnen als
visionslos, phantasielos und ähnlich bezeichnet.
Sie wurden von Ihnen damit „aufgepeppt“,
dass sie noch die eine oder andere Ausgabe hineingepackt
haben (Beispiel Rudolf-Binding-Weg, Breslauer Straße),
die eine oder andere Einnahmeverbesserung des Kämmerers
abgelehnt haben (die dringend gebotene Grundsteuererhöhung
konnte erst nach dem Ende der Koalition durchgesetzt
werden). Das hat unsere Finanzsituation nicht verbessert,
sondern weiter verschlimmert. Dafür kann aber Dieter
Zimmer nichts.
Dennoch hat Dieter Zimmer mit den Wirtschaftsplänen
der vergangenen Jahre dadurch, dass er die Pläne
von Ihren Visionen weitgehend freihalten konnte, die
ordentliche Verschuldung in schwierigen Zeiten deutlich
herunterfahren können.
Alleine durch den vorliegenden Plan soll die Verschuldung
im kommenden Jahr um nahezu
2 Millionen zurückgeführt werden. In anderen
Städten und Gemeinden, beispielsweise in Dietzenbach,
steigen diese Schulden weiter.
Darüber hinaus wurde – und das ist beachtlich
– durch Sparmaßnahmen über 3 Millionen
Euro an strukturellen Einsparungen erreicht, also 3
Millionen Euro nachhaltig jährlich eingespart.
Auf der Bürgerersammlung wurde das durch Bürgermeister
Dieter Zimmer und Matthias Portis anschaulich dargestellt.
Wenn die CDU jetzt mangelnden Sparwillen beklagt, dann
erinnert sie an einen Brandstifter, der der Feuerwehr
vorwirft, dass sie nicht schnell genug löscht.
Sie wussten immer genau, wie und wo man das Geld ausgeben
kann. Sie sollten zurückhaltender sein bei dem
Vorwurf, dass andere nicht genug sparen, zumal sie bisher
keinen einzigen nennenswerten Vorschlag gemacht haben.
Unbestreitbar sind aber die Kassenkredite unser Problem.
Das haben wir schon gesagt, als die CDU davon noch nichts
hören wollte. Deshalb müssen wir über
die bereits in den vergangenen Jahren umgesetzten Maßnahmen
hinaus ein Konsolidierungskonzept erarbeiten. Je mehr
Kräfte sich daran beteiligen – um so besser.
Deshalb begrüßen wir es, dass sich die Verwaltung
einschließlich Magistrat und Personalrat und alle
Fraktionen bis auf die CDU an dem Projekt Schuldenbremse
beteiligen wollen.
Wir begrüßen auch die Einigung darüber,
eine externe Beratungsgesellschaft mit Erfahrungen im
kommunalen Bereich zu beauftragen. Dass ausgerechnet
die CDU nicht mitmacht, ist angesichts ihrer Verantwortung
für die Ursachen der immensen Verschuldung bedauerlich.
Ihre Attacken in diesem Zusammenhang sind erbärmlich.
Wir sind mit den Sparbemühungen an eine Grenze
gestoßen, ab der es ans Eingemachte gehen muss.
Das wird vereinzelt in der Bevölkerung mit sehr
diffusen Stellungnahmen bestritten. Es gibt Stimmen,
die nach wie vor behaupten, man brauche die Einnahmen
nicht zu erhöhen und könne – ohne dass
es der Bürger merkt – Millionen einsparen.
Ich bin der festen Überzeugung, dass das Quatsch
ist.
Bevor wir ans „Eingemachte“ gehen, sollten
wir uns aber im Interesse derer, die bei einer Reduzierung
des städtischen Leistungsangebots Einschnitte hinnehmen
müssen, durchaus das Know-how von Firmen einkaufen,
die in der Kommunalberatung Erfahrungen gesammelt haben.
Das haben andere Kommunen nämlich durchaus schon
gemacht. Die unqualifizierten Bemerkungen von Herrn
Thonabauer zu diesem Punkt gegenüber dem Bürgermeister
und dass das einmalig sei, sind Unfug.
Im Übrigen: Gegenüber dem, was Sie in den
letzten Jahrzehnten alleine im Bau- und Planungsbereich
an Gutachten ausgegeben haben, ist der Betrag von etwa
200.000 Euro, der die Konsolidierung so schmerzfrei
und effizient wie es nur irgendwie geht machen soll,
geradezu lächerlich. Die Ergebnisse werden in der
Jahresmitte des nächsten Jahres vorliegen und dann
die Grundlage für eine hoffentlich sachliche Diskussion
innerhalb des Parlamentes und mit der Bevölkerung
bilden können.
Wir stimmen dem vorgelegten Haushaltsplan natürlich
zu, es gibt auch keinen Grund, ihn abzulehnen. Die SPD
wird den Konsolidierungskurs des Bürgermeisters
weiterhin in vollem Umfang unterstützen. Wir sind
dabei – wie in allen kommunalpolitischen Fragen
– zur Zusammenarbeit mit allen bereit, die an
einer Zusammenarbeit interessiert sind.
Es ist falsch, nach einer Wahl zu gucken, wie erreicht
man die 23. Stimme für die Mehrheit. Der Versuch,
uns zu Beginn der Wahlperiode auszugrenzen, ist grandios
gescheitert. Wir wollen nicht zurück ausgrenzen.
Wir würden gerne möglichst viele einbeziehen.
Je mehr Fraktionen sich aktiv an Stadtentwicklung und
Haushaltkonsolidierung beteiligen und je weniger Fraktionen
sich selbst ins Abseits stellen, umso besser. Wir müssen
uns nicht bei jeder Frage einigen, aber wir müssen
konstruktiv und offen zusammenarbeiten. In Einzelfällen
hat dies sogar mit der CDU geklappt.
Nur eines muss auch klar sein:
Wirklich
zusammen arbeiten kann man nur mit jemand, der auch
eine Zusammenarbeit will und nicht nur im Einzelfall,
sondern generell.
Grundlage
einer jeden vernünftigen Zusammenarbeit ist ein
Mindestmaß an Anstand im Umgang miteinander, und
auch das nicht nur ab und zu, sondern generell, sonst
funktioniert es nicht.
Ich danke für die SPD-Fraktion unserem Bürgermeister
Dieter Zimmer und dem Ersten Stadtrat Martin Burlon
für die offene, vertrauensvolle und konstruktive
Zusammenarbeit im letzten Jahr.
Ich danke für die SPD-Fraktion allen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der Verwaltung für die im letzten
Jahr geleistete Arbeit.
Ganz besonders möchte ich an dieser Stelle noch
Matthias Portis für sein erheblich überobligatorisches
Engagement in der Zusammenarbeit mit der Politik in
der Frage der Konsolidierung danken. Er hat es nicht
leicht, aber er kann sicher sein, die überwiegende
Mehrheit des Parlaments teilt diesen Dank.
Ich wünsche allen ein frohes und friedliches Weihnachtsfest;
einen guten Rutsch und danke für die Aufmerksamkeit.

PRESSEMITTEILUNG – Juso-AG
Dreieich – 29.11.2010
Dreieicher CDU wird nervös
Mit Erstaunen nehmen die Dreieicher Jusos zur Kenntnis,
dass die örtliche CDU in Person des Fraktionsvorsitzenden
Claus Thonabauer, der SPD und insbesondere dem amtierenden
sozialdemokratischen Bürgermeister Dieter Zimmer
die Schuld an der schlechten finanziellen Situation
der Stadt gibt.
Würde man ernsthaft über das Schuldenproblem
der Kommunen am Beispiel der Stadt Dreieich diskutieren,
würden den Verantwortlichen Leuten bei der CDU
zwei Problemherde einfallen, für die der aktuelle
Bürgermeister keine Schuld trägt.
Zum einen verschweigt die örtliche CDU, dass sie
die Ursache der strukturellen Defizite in der Kommune
ist. Dreieich wurde in den 1990er Jahren und zu Beginn
der 2000er Jahre durch eine kurzfristige und wenig erfolgreiche
Politik unter Verantwortung der CDU an die Grenze der
finanziellen Leistungsfähigkeit geführt. Insbesondere
die im Vergleich zu den Nachbarkommunen mäßigen
Erfolge in der Ansiedlung von Firmen und einer daraus
resultierenden niedrigen Gewerbesteuer ist einer der
Hauptgründe für die strukturell schlechte
Finanzausstattung Dreieichs. Dieser strukturelle Nachteil
kam Dreieich im Zuge der Subprimekrise (Immobilienkrise
in den USA) und dem daraus folgenden Einbrechen der
deutschen Wirtschaft und der Gewerbesteuereinnahmen
in den Kommunen teuer zu stehen.
Zum anderen sorgt eine kommunalfeindliche Politik des
Bundes und des Landes, beides in Form einer schwarz-gelben
Regierung, für schlechte Kommunalfinanzen. Als
Beispiel sei hier nur erwähnt, dass Dreieich aufgrund
einer gebrochenen Zusage der Landesregierung auf den
Kosten zum notwendigen und begrüßenswerten
Ausbau der Kinderbetreuung sitzen bleibt.
Offensichtlich bekommen die Funktionäre vor der
Kommunalwahl Angst, dass die oben ausgezählten
Versäumnisse und Fehler ihrer Politik am 27.3.2011
von den Wählern bestraft werden. Es hat sich gezeigt,
dass Dreieich auch ohne Dominanz der CDU sehr gut regiert
werden kann und Dieter Zimmer als Bürgermeister
einen guten Job macht.

PRESSEMITTEILUNG – SPD-Fraktion
Dreieich – 21.11.2010
Eine Wohnperspektive mit Zukunft
– auch in Dreieich
„Wie kann Wohnen in Zukunft aussehen, wenn der
Anteil der älteren Bevölkerung ständig
zunimmt?“ fragten sich die Mitglieder der Arbeitskreise
Umwelt, Bau und Verkehr und Soziales der SPD-Fraktion
Dreieich und haben kürzlich das Mehrgenerationenhaus
Weikertsblochstraße 58 in Offenbach besucht.
Hier ist vor ca. 3 Jahren auf einem ehemaligen Grundstück
der MAN Roland ein mehrgeschossiger Wohnkomplex mit
drei Baukörpern entstanden, der insgesamt offen
und freundlich gestaltet ist, und der Kommunikation
wegen über breite Laubengänge erschlossen
wird. Es sind 27 barrierefreie 2- bis 3-Zimmer-Mietwohnungen
sowie eine Dachterrasse zur allgemeinen Nutzung, ein
Gäste-Appartement sowie ein Quartiersraum entstanden,
der Möglichkeiten für bunte Nachmittage, Ausstellungen
und Zusammensein ermöglicht.
Das Außengelände ist großzügig
bemessen, und hier haben bereits erfolgreich Theateraufführungen
stattgefunden. Es ist eine ruhige, aber verkehrsgünstige
Lage, und alle Einkaufsmöglichkeiten sind in fußläufiger
Entfernung zu erreichen.
Die Bewohner sind ein Spiegelbild einer generationsübergreifenden
Gemeinschaft, vom Baby bis zur über 90-jährigen
alten Dame, mit dem Hauptziel eine Sozialgemeinschaft
zu bilden und füreinander da zu sein. Ältere
Bewohner helfen als Babysitter aus und Jüngere
übernehmen Einkaufsdienste. Im Sinne einer Gemeinschaft
werden auch eine ganze Reihe von Aufgaben übernommen,
für die man sonst einen Hausmeister einsetzen würde.
Die konzeptionelle Grundlage für das Projekt war
eine städtische Initiative, wie Zusammenleben in
Zukunft aussehen könnte, und neben dem Kuratorium
Altenhilfe haben weitere Gruppen und Gremien mitgewirkt
um das Modell in die Tat umzusetzen.
Ein Kern der jetzigen Wohngemeinschaft hat das Projekt
mehrere Jahre im Vorfeld mitinitiiert, begleitet und
bildet auch heute eine wichtige Schaltstelle für
das Funktionieren und die weitere Entwicklung der Gemeinschaft.
Drei Jahre praktischer Arbeit stellen unter Beweis,
dass es sich um ein erfolgreiches Modell handelt und
Nachahmung finden sollte.
„Wir sollten es uns zur Aufgabe machen, nach Mitteln
und Wegen zu suchen, auch in Dreieich eine solche Wohnmöglichkeit
zu schaffen“, so der Tenor der SPD-Fraktionsmitglieder.
Wenn auch nicht überall die günstigen Wege
der Finanzierung wie in Offenbach vorhanden sein mögen,
gibt es keinen Grund nicht engagiert an einem solchen
Projekt zu arbeiten.


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